Quelle: MOIA

Am 08. Dezember 2021 hat die VW-Tochter MOIA ihre Langzeitstudie zu Auswirkungen von Ride-Sharing-Diensten auf städtische Verkehrssysteme veröffentlicht. Ziel der Studie war es, die Potenziale von Ride-Sharing im Verhältnis zum restlichen urbanen Verkehrsökosystem in mehreren (Zukunfts-)Szenarien zu untersuchen. Als Untersuchungsregion wurde die Stadt Hamburg ausgewählt, wobei die Studie beansprucht auch für andere Städte repräsentativ zu sein.

Das Ergebnis der Untersuchung fällt aus Sicht des Anbieters durchaus positiv aus, wobei der Erfolg von Sharing-Diensten aus Sicht der Studie stark davon abhängt, in welchem Maße Restriktionen für den motorisierten Individualverkehr (MIV/Privat-Pkw) durch Städte eingeführt werden.

Die vier Szenarien der Studie

MOIA lässt im Rahmen der Studie vier mögliche Szenarien zum Erfolg von Ride-Sharing durch das Institut für Verkehrswesen (IfV) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Technische Universität München (TUM) untersuchen. “In enger Zusammenarbeit mit MOIA haben die beiden Forschungspartner Erhebungen konzipiert und Verkehrsmodelle erstellt, die die Effekte von Ridepooling erstmals evidenzbasiert ermitteln
und bewerten”, so die Studie.

  1.  Der Status Quo: Aus Sicht der Studie ist Ride-Sharing (hier MOIA) bereits gut in das vorhandene Verkehrsökosystem integriert und weise eine heterogene Kund/innengruppe mit hoher Service-Zufriedenheit auf. Aktuell würde Ride-Sharing bevorzugt für Beförderungen in der Freizeit genutzt. Jedoch sei jeder fünfte Weg berufsbezogen. “Mit einem Anteil von nur 0,11 % aller Wege am Gesamtverkehrs-aufkommen ist das keine Überraschung”, so die Autoren der Studie.

  2. Die Reise geht weiter: Laut Prognose der Studie steigt die Bevölkerungszahl in Hamburg in Szenario 2 an, was zu einem stärken Ausbau von ÖPNV, Fahrrad-Fuß- und Sharing-Kultur führe. Auch MOIA werde seine Flottengröße in diesem Szenarie erhöhen und seinen mittleren Besetzungsgrad (Pooling-Quote) von aktuell 1,33 auf 1,42 steigern. “Die Maßnahmen resultieren insgesamt in leichten Veränderungen beim Modal Split: Fahrrad, ÖV und Sharing-Dienste gewinnen. Anteilig verliert der Pkw (um 0,6 Prozentpunkte), durch die größere Bevölkerung werden aber absolut trotzdem mehr Fahrzeugkilometer gefahren”, erklärt die Studie.

  3. Bereit für Veränderung: Aufgrund weiter steigender Nachfrage wird MOIA sein Angebot in Szenario 3 weiter ausbauen. Leichte Push-Faktoren hinsichtlich des MIV (z.B. Parkraumverknappung, Tempo 30) führen zu längeren Reisezeiten, was sich positiv auf die Nutzung von ÖPNV und Fahrrad auswirken werde. Des Weiteren, so die Studie, werde sich ein “Touren-Effekt” etablieren, der ebenfalls dem ÖPNV zugute kommen werde:Fahrrad. “Die allermeisten MOIA-Nutzer*innen verwenden MOIA nur auf einer Strecke (entweder auf dem Hin- oder Rückweg) – und auf der anderen ein Verkehrsmittel des ÖV, wovon dieser insgesamt profitiert”, so die Studie.

  4. Startschuss zur Automatisierung: In Szenario 4 befördert MOIA seine Fahrgäste ausschließlich automatisiert, was zu einem deutlich günstigeren Angebot führe. Diese Entwicklung führe dann zu einer deutlich höheren Nachfrage – 1,3 faches Wachstum gegenüber der Flotte. Nach Prognose der Studie habe Ride-Sharing hier bereits einen merklich höheren Anteil am ModalSplit erreicht – jeder 75. Weg würde mit MOIA gemacht. Dennoch geht man in Szeanrio 4 von einem Anstieg der Fahrzeugkilometer aus, weil unzureichende Push-Faktoren zur Beibehaltung des aktuellen Mobilitätsverhalten der Menschen beiträgt (Privat-Pkw).

  5. Die Mobilitätswende schreitet voran: In Szenario 5 ist MOIA mit insgemsat 5.000 Fahrzeugen in ganz Hamburg vertreten und die Städte haben mehrere Maßnahmen zur Abkehr vom Privat-Pkw etabliert, was zu einem Rückgang von ca. 20% im MIV führen könnte. In einem solchen Szenario würden mehr als 50% der MOIA Fahrzeugkilometer mit 2 oder mehr Passagieren durchgeführt. Insgesamt würden MOIA & ÖPNV gemeinsam auf einen Wege-Anteil von 32% am ModalSplit gelangen.

Weitere Fakten aus der Studie:

  • Laut Prognose lassen sich im Idealfall pro Woche in Hamburg viereinhalbtausend Tonnen CO2 einsparen und die Pooling-Quote auf 1,83 erhöhen. Eine mittlere Wartezeit von rund 4:40 Minuten wird erwartet
  • Eine „Kannibalisierung“ des öffentlichen Verkehrs durch MOIA – also eine massenhafte Abwanderung von Nutzer*innen vom ÖV zum neuen Mobilitätsangebot – wird nicht erwartet. Vielmehr zeigen die Ergebnisse, dass die Nutzung der beiden Verkehrsformen Hand in Hand geht. Dies gelte laut Studie auch für den Verkehr mit Taxen.

Hier geht’s zu den vollständigen Studienergebnisse!