Dortmund. Die Versicherung der Kraftfahrt (VdK) der Signal Iduna traf sich am 19. April 2023 zu ihrer Jahrestagung in Dortmund. Für die rund 75 Vertreter der Versicherungsbranche ein großes Thema: Wie geht es weiter mit dem Taxi- und Mietwagengewerbe. Einen Überblick gab Svenja Lange-Wilde, Referentin beim Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM). BVTM und VdK sind seit 43 Jahren als Partner eng verbunden.

Mit einem Rückblick in die Meisterung der Corona-Krise durch regionale und lokale Rahmenabkommen des BVTM, die nicht nur Krankenfahrten, sondern auch das Impftaxi, Kurier- und Lieferfahrten während der Pandemie ermöglichten, starte Svenja Lange-Wilde. „Wir gehen davon aus, dass wir 2024 wieder auf dem Umsatzvolumen von 4,6 Milliarden sind, wie vor Corona – natürlich nicht mit denselben Personenkilometern wegen der zwischenzeitlichen Tarifsteigerungen.“ Auch die vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmer (VDV) prognostizierten 4 Milliarden Euro zusätzlicher jährlicher Finanzierungsbedarf für den On-Demand-Verkehr könnten zumindest teilweise dem Gewerbe zugutekommen, so die Einschätzung der Referentin.

Anhand der letzten Sondererhebung des BMDV aus 2020 machte Lange-Wilde klar, dass das Taxisterben vor allem in Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Berlin aber nicht erst seit Corona ein Problem darstellt: „Vielerorts, vor allem in Berlin und anderen Großstädten, findet eine extreme Verdrängung des Taxis durch teilweise illegale Plattform-Angebote statt, die Behörden schauen aus Angst vor juristischen Angriffen der amerikanischen Vermittlungsdienste weg – zu Lasten des Taxigewerbes. Hier treffen zwei ungleiche Gegner aufeinander – durch das regulierte Taxigewerbe handelt es sich um einen unfairen Wettbewerb.“

„Die Flucht in den Mietwagen“ und „eine extreme Verdrängung der Taxis in Metropolen wie Berlin“ sind aber nicht die einzigen Trends. In Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, die sehr ländlich und eher verkehrsinfrastrukturschwach geprägt sind, nehmen auch die Mietwagenkapazitäten ab – die mobile Daseinsvorsorge ist in diesen Ländern in Gefahr, vor allem für Jugendliche und Senioren.

Fehlende Fahrzeuge, Hyperinflation bei Werkstattkosten und Ersatzteilen, Stocken beim Thema E-Mobilität, Fahrermangel. Die Liste der Herausforderungen ist lang: Svenja Lange-Wilde berichtete, welche Aktivitäten der BVTM zur Auflösung der einzelnen Krisenthemen durchführt und schloss mit den Zukunftssegmenten und Chancen des Gewerbes: „Patientenfahrten sind ein lukratives Geschäft, dessen Markt wächst und wächst – hier muss sich die Branche aber positionieren, was einheitliche Standards betrifft.“ Weiterhin ist die Rahmenpartnerschaft des BVTM und der Deutschen Bahn mit dem digitalen Taxigutschein ein absoluter Zukunftsmarkt. „Hier zeigt das Gewerbe auch, dass wir Pooling können – wir sind Deutschlands größter Poolinganbieter“, wirft die BVTM-Referentin mit Blick auf die Chancen des gebündelten Bedarfsverkehrs, der durch die PBefG-Novelle neu geschaffen wurde, ein.

Gerade für die Versicherungsbranche ist der Beschluss der „kleinen Fachkunde online“ von nicht unwesentlicher Bedeutung, was die Themen Fahrerqualifikation und damit einhergehend die Schadenquote betrifft. Der BVTM sieht hier auch einen guten Kompromiss und eine positive Botschaft bezogen auf eine potenzielle Reduzierung des Fahrermangels im Gewerbe.
Aus den Reihen des Versicherers wurde der BVTM insgesamt in seinem Engagement und seinem Kampf gegen „Wild-West-Zustände“ bestärkt.

Foto: VdK

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