Am gestrigen Mittwoch, den 07. April 2021, fand die digitale Veranstaltung „Zukunftstaxi“ mit rund 100 Teilnehmenden statt. Im Zeichen der bereits bekannten „Taxi Driving Innovation“ aus dem vergangenen jahr veranstaltete der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. gemeinsam mit der Telekom Deutschland das Zukunftstaxi digital unter Moderation von Simon Günnewig, Redakteur von taxi-times. Knapp drei Stunden lang wurde das Hamburger Pilotprojekt zur Elektrifizierung von Taxiflotten von hochkarätigen Projektpartnern vorgestellt und zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet. Die vollständige Veranstaltung können Sie sich hier nochmals ansehen.
Begonnen wurde die Veranstaltung mit kurzen Begrüßungsworten durch den Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. Dabei hob Dominik Eggers, Referent für Public Affairs im Bundesverband, hervor, dass das Hamburger Projekt nicht nur vor Ort erfolgsversprechend sei, sondern auch deshalb, weil es sich in besonderem Maße eigne, in anderen deutschen Städten ausgerollt zu werden. Der Bundesverband appellierte resümierend an Städte, Industrie, Gewerbe, Verbände und weitere Interessierte, sich zusammenzuschließen und ähnliche Projekte zu starten, um die Unternehmerinnen und Unternehmer beim Umstieg auf E-Mobilität zu unterstützen.
Dirk Ritter, Projektleiter und Protagonist der Veranstaltung, aus der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende präsentierte in seinem knapp einstündigen Vortrag dann die Details des Projektes. So verwies Ritter darauf, dass ab dem 12. April 2021 per E-Mail Anträge für Förderungen bei der Behörde eingereicht werden können. Nach dem Motto „first come first serve“ werden diese dann bearbeitet und ein Förderbescheid innerhalb kurzer Zeit ausgestellt. Nach erfolgter Ausstellung haben Unternehmerinnen und Unternehmer insgesamt sechs Wochen Zeit, einen rechtsgültigen Kaufvertrag des E-Taxis vorzulegen – eine Konzessionierung muss bis zum 31. Dezember 2021 erfolgen. Neben der konkreten Projektbeschreibung berichtete Dirk Ritter auch zu den Zielen des Senats, auf die das Projekt letztlich einzahlen werde. So verfolge Senator Antjes Tjarks das Ziel, ab 2025 nur noch 100% emissionsfreie Taxen neu zuzulassen und in den nächsten Jahren 1,4 Mio. Tonnen CO2 in der Stadt einzusparen, um so einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Die Elektrifizierung von Taxiflotten könne hier eine massive Hebelwirkung darstellen, so Ritter. Doch nicht nur für den Klimawandel sei die E-Mobilität wichtig, sondern auch für das Taxigewerbe selbst, da sich elektrische Inklusionstaxis und E-Fahrzeuge bereits heute als echtes Qualitätsmerkmal in Deutschland entwickelt haben.
Im Anschluss an die Ausführungen von Dirk Ritter kam Christian Brüggmann, Vorstand der Hamburger Taxen-Union, zu Wort, der selbstkritisch an das gesamte Gewerbe appellierte sich zur Energiewende zu bekennen, Pioniergeist zu zeigen und mutigen Schrittes den Weg in die Elektromobilität zu wagen, da gerade jetzt, trotz der Corona-Krise, die beste Zeit sei, auf E-Mobilität zu setzen. Brüggmann merkte an, dass es ähnliche Förderprogramme künftig nicht mehr geben werde und der Umstieg auf E-Mobilität künftig deutlich kostenintensiver ausfallen werde als heute. Dennoch hat Christian Brüggmann auch Verständnis für Zweifel, da noch vor einigen Jahren ungünstige Bedingungen herrschten. Doch dies habe sich nun geänderte, so Brüggmann.
Dies bekräftigt auch Jürgen Starck, Hamburger Taxiunternehmer, der bereits seit einigen Jahren auf E-Mobilität setzt. Er berichtet, dass nicht immer alles glatt laufe und auch hin und wieder Probleme auftreten würden, doch zeigen seine Erfahrungen, dass ein Taxibetrieb auf Basis von E-Fahrzeugen heute kein Problem mehr sei. Eigene Ladesäulen habe Starck für seinen Zwei-Wagen-Betrieb nicht angeschafft. Vielmehr nutze er die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur mit besonderem Fokus auf die deutlich langsameren AC-Stationen. Zur Überraschung der Zuhörer berichtet Starck aus der Praxis, dass er die schnellen DC-Ladesäulen kaum nutzen – nur, wenn er Autobahnstrecken fahre, ansonsten würden ihm die AC-Säulen ausreichen, da er das Lade bereits vorab in seinen betrieblichen Alltag integriert habe.
Auch bei Referent Thomas Börger vom Hamburger Stromnetz stand das Thema Ladeinfrastruktur im Fokus. So berichtet Börger, Leiter Mobilität bei Stromnetz Hamburg, von den Bestrebungen, die bisherigen 1.000 AC-Ladepunkte auf 1.600 auszuweiten. Bis Herbst wolle man diese zudem auch noch mit Bodensensoren ausstatten, so dass die Information abrufbar wird, ob der Parkplatz vor einer Säule besetzt oder frei ist. Spätestens dann soll auch eine Reservierungsfunktion nutzbar sein. Von den insgesamt 65 Schnellladern sollen zwei DC-Ladesäulen ausschließlich dem Taxigewerbe zur Verfügung stehen.
Auch die Telekom betreibt in Hamburg über ihre CPO-Tochter Comfort-Charge Schnellladesäulen und wird zwei von ihnen demnächst ebenfalls exklusiv den Hamburger E-Taxis zur Verfügung stellen. Derzeit seien neun Ultra-Schnelllader im Hamburger Stadtgebiet aufgestellt. Insgesamt über 150 Säulen würden sich zudem über ganz Deutschland verstreuen, so dass Hamburger Taxifahrer auch bei Fernfahrten nach Kiel oder sonst wohin jederzeit und schnell wieder nachladen könnten, wie Robert Buch von Comfort Charge in seinem Vortrag klarmachte. Sein Kollege Maximilian Schnelle von der Telekom konzentrierte sich bei seiner Präsentation auf jene Betriebe, die sich eine eigene Lade-Infrastruktur aufbauen wollen. Hierzu biete man sowohl Wallboxen an, die mit bis zu 22 kW pro Stunde für alleinfahrende Einzelunternehmer geeignet sind. Zum Serviceangebot der Telekom gehöre neben dem Verkauf auch die Installation sowie die Organisation der nötigen Genehmigungs- bzw. Meldevorgänge. Für Mehrwagenbetriebe bietet die Telekom Schnellladesäulen an, deren Anschaffungspreis im Vergleich zur Wallbox allerdings deutlich höher ist.
Diese Kosten relativieren sich allerdings, indem man auf die Fördermöglichkeiten für die Lade-Infrastruktur zurückgreift, beispielsweise eine Unterstützung über die KFW-Bank oder eine spezielle „Elbe-Förderung“. Hier unterstützt das Unternehmen HySolutions bei der Beratung und Antragstellung, wie Christoph Steinkamp in seinem Vortrag erläuterte. Die KFW-Förderung sollte man dabei als Privatmann beantragen, während man den „Elbe“-Antrag auf den Firmennamen stellen sollte. Zudem muss bei letzterer zwingend ein Betreiber der Ladestation mit eingebunden werden. Sämtliche Förderungen seien übrigens steuerfrei, das bekräftige Steinkamp auf Nachfrage eines Teilnehmers.
Mit abschließenden Worten zum Projekt sowie mit einer Darstellung von weiteren Zukunftsthemen im Taxi (u.a. W-Lan im Taxi) runden Thomas Sell und Christian Meyer von der Telekom Deutschland die Veranstaltung ab.
Die Präsentationen der Referenten können Sie hier einsehen! Die vollständige Veranstaltung können Sie ebenfalls online einsehen.
Hinweis: Dieser Bericht ist auf Grundlage des Artikels von Taxi-Times entstanden. Der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. bedankt sich für die Bereitstellung und die Möglichkeit zur Verwendung der Informationen.