Beyond the Dichotomy: How Ride-Hailing Competes with and Complements Public Transport by Oded Cats et al. (2021)

Untersuchungsgebiet:

Amsterdam, Warschau, Stockholm, New York, Washington DC und Huston (Europa & USA)

Was wurde untersucht:

Seit Ride-Hailing in vielen Städten weltweit an Zuwachs gewonnen hat, wird heftig darüber diskutiert, ob es eine Konkurrenz oder eine Ergänzung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln darstellt. Die Autoren verwenden Daten zu Uber-Fahrten in sechs Städten (USA & Europa), um für jede Fahrt die attraktivste Alternative zum öffentlichen Verkehr zu ermitteln. Anschließend gehen die Autoren den folgenden Fragen nach: (i) Wie sieht es mit der Fahrzeit und den Kosten von Uber im Vergleich mit der schnellsten öffentlichen Verkehrsmittel-Alternative? (ii) Wie hoch ist der Anteil der Ride-Hailing-Fahrten, für die es keine Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln gibt? (iii) Wie verändert Ride-Hailing die allgemeine Zugänglichkeit? (iv) Welches Verhältnis besteht zwischen dem Nachfrageanteil und dem relativen Wettbewerb zwischen den beiden Alternativen?

Ergebnisse:

Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass die Dichotomie – konkurrieren oder ergänzen – ungeeignet ist. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Ride-Hailing-Fahrten über eine praktikable Alternative zum öffentlichen Verkehr verfügt, haben zwischen 20 und 40 % von ihnen keine praktikable Alternative zum öffentlichen Nahverkehr. Eine bessere Zugänglichkeit, die auf die Einbeziehung von Ride-Hailing zurückzuführen sei, ist in US-Städten größer als in ihren europäischen Pendants, so die Autoren. Die Aufteilung der Nachfrage steht in direktem Zusammenhang mit der relativen Wettbewerbsfähigkeit der Fahrtzeiten, d. h. wenn die Fahrtzeiten im öffentlichen Verkehr wettbewerbsfähig sind, ist der Ride-Hailing Nachfragebeteiligung geringer und umgekehrt.

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Can Sharing a Ride Make for Less Traffic? Evidence from Uber and Lyft and Implications for Cities by Bruce Schaller (2021)

Untersuchungsgebiet:

Chicago, New York, San Fransisco, California (USA)

Was wurde untersucht:

Die Studie verwendet die Erkenntnisse zu Uber und Lyft aus den Jahren 2014 bis 2020, um die Effektivität von geteilten (oder “gepoolten”) Diensten bei der Reduzierung der gefahrenen Kilometer in vier Städten mit einer hohen Konzentration von Ride-Hail-Fahrten und vorstädtischen Gebieten in Kalifornien zu untersuchen.

Ergebnisse:

Unter Berücksichtigung der Parameter “Pooling-Rate”, “Verkehrsverlagerung” und “Leerfahrten” zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass es unter Pre-Pandemie-Bedingungen zu einer mindestens Verdopplung der Fahrzeugkilometer durch Ride-Hailing kam – mit Steigerungen von 97% in Chicago, 114% in New York City, 118% in San Francisco, 157% in Boston und 118% in den kalifornischen Vororten. Dieser enorme „vehicle miles traveled“-Zuwachs ist dadurch zu erklären, so der Autor, dass zusätzliche Leerfahrten entstehen und die Nutzer von Ride-Hailing-Apps zuvor Nutzer des ÖPNV oder des Fahrrads waren. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass Ride-Hailing nur sehr geringfügig für die „erste oder letzte Meile“ zum Anschluss an den ÖPNV genutzt wird. Vielmehr ersetzen die Fahrten die Nutzung des öffentlichen Verkehrsmittels.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ride-Hailing auch unter Berücksichtigung von Pooling-Aspekten die Fahrleistung erhöht, so der Autor.

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Impacts of Transportation NetworkCompanies (TNC) on Urban Mobility by Mi Diao, Hui Kong & Jinhua Zhao (2021)

Untersuchungsgebiet:

USA.

Was wurde untersucht:

Die Studie untersucht den Einfluss von Ride-Hailing auf die urbane Mobilität mit Fokus auf Staubildung, ÖPNV-Nutzung und Privat-Pkw-Besitz.

Ergebnisse:

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich mit dem Eintritt von Ride-Hailing die Intensität (um 0,9%) und die Dauer (um 4,5%) von Staus erhöht hat. Zudem hat sich die Nutzung des ÖPNV mit Eintritt von Ride-Hailing um 8,9 % reduziert. Es konnte mit dem Eintritt von Ride-Hailing über Zeit nicht nachgewiesen werden, dass dies zu einer Reduktion von privatem Pkw-Besitz führt.

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Ride-Hailing Services in Germany: Potential Impacts on Public Transport, Motorized Traffic, and Social Welfare by David Ennen & Thorsten Heilker (2020)

Untersuchungsgebiet:

Deutschland.

Was wurde untersucht:

Ziel der Untersuchung ist es, die Einflüsse von Ride-Hailing-Diensten auf den ÖPNV, das Verkehrsaufkommen und Sozialstandards in Deutschland zu untersuchen.

Ergebnisse:

Die Autoren finden im Rahmen ihrer Untersuchung heraus, dass die signifikant günstigeren Tarife von Ride-Hailing-Diensten im Vergleich zum Taxiverkehr zu einer starken Abkehr vom ÖPNV zugunsten von Ride-Hailing-Diensten führen. Es zeigt sich ebenfalls, so die Autoren, dass die zusätzlichen Fahrten durch Ride-Hailing größtenteils diejenigen ersetzen, die ursprünglich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wurden, während die Zahl der ersetzten Privat-Auto- und Motorradfahrten vergleichsweise gering ist. Eine Abkehr vom Privat-Pkw durch Ride-Hailing-Dienste ist nicht zu erkennen. Infolgedessen führt Ride-Hailing trotz der Bündelung von Einzelfahrten zu einer Zunahme des motorisierten Verkehrs.

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Grundlagen für ein umweltorientiertes Recht der Personenbeförderung vom Umweltbundesamt (2020)

Untersuchtungsgebiet:

Deutschland.

Was wurde untersucht:

Das Umweltbundesamt (UBA) hat im November 2020 ein von KCW erstelltes Gutachten veröffentlicht. Aufgabe der Begutachtung war die Klärung der Grundlagen für ein umweltorientiertes Recht der Personenbeförderung. Dazu sollten insbesondere die tatsächlichen Hemmnisse identifiziert werden, die einer Ausschöpfung der Potenziale des öffentlichen Verkehrs (ÖV) zur Verlagerung von motorisiertem Individualverkehr auf den Umweltverbund entgegenstehen.

Ergebnisse:

Fraglich ist aus Sicht des Gutachtens die Notwendigkeit von App-Diensten (Ride-Hailing und Ride-Pooling) außerhalb des ÖPNV, da ein Mehrwert dieser Dienste in einem umwelt- und klimaschutzgerechten Verkehrssystem bisher nicht belegt ist. Dienste außerhalb des ÖPNV sollten nur im Rahmen einer verbesserten Experimentierklausel oder als lokal nachsteuerbare Verkehrsform zugelassen werden. Regelmäßiges Monitoring sei unverzichtbar und eine Möglichkeit zum Genehmigungsverzicht einzuführen. Aufgrund der fehlenden Belege zur Steigerung der Umweltverträglichkeit sind weiterhin alle Restriktionen im Bereich Mietwagen aufrechtzuerhalten, so das Gutachten, und weitere Steuerungsmechanismen einzuführen – beispielsweise eine Vorausbuchungspflicht für Mietwagen, um die zurückgelegten Fahrzeugkilometer zu verringern.

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Does Ride-Hailing Increase or Decrease Vehicle Kilometers Traveled (VKT)?
A Simulation Approach for Santiago de Chile by Alejandro Tirachini & Andres Gomez-Lobo (2019)

Untersuchungsgebiet:

Santiago de Chile, Chile (Lateinamerika)

Was wurde untersucht:

In ihrer Studie haben die Autoren am Beispiel des US-Unternehmens Uber untersucht, ob Ride-Hailing die zurückgelegten Fahrzeugkilometer in der chilenischen Hauptstadt erhöht oder verringert.

Ergebnisse:

Das Basisszenario zeigt, dass Ride-Hailing-Apps die „vehicle kilometer traveled“ (vkt) in Santiago de Chile erhöht haben. Uber ersetzt dort überproportional mehr öffentliche Verkehrsmittel (Bus, Tram) und vor allem Taxifahrten, verglichen mit dem Ersatz von Privat-PKW (41% der Befragten hätten bei Nicht-Existenz von Uber das Taxi genommen, 32,5 % hätten den ÖPNV genommen). Die meisten Uber-Fahrten, an Wochentagen, werden während oder nahe der staugeplagten Hauptverkehrszeiten durchgeführt (7 bis 9 Uhr morgens und 18 bis 20 Uhr abends sind die Hauptverkehrszeiten in Santiago – Hauptstadt). Ride-Hailing reduziert nur Fahrzeugkilometer, wenn es zu Pooling wird.

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The New Automobility:
Lyft, Uber and the Future of American Cities by Bruce Schaller (2018)

Untersuchungsgebiet:

u.a. Boston, Chicago, Los Angeles, New York (USA)

Was wurde untersucht:

Die Studie untersucht die Auswirkungen von Plattformanbietern im Bereich Ride-Hailing und Ride-Sharing auf Kunden, Städte, Verkehrsaufkommen und politischen Regulierungsdruck.

Ergebnisse:

Die Studie zeigt, dass Ride-Hailing-Dienste vor allem dem ÖPNV Kunden entziehen – so hätten 60% aller Befragten bei Nicht-Existenz von Ride-Hailing-Diesten den ÖPNV genutzt. Des Weiteren findet die Studie heraus, dass Ride-Hailing zu grundsätzlich mehr Verkehr in US-amerikanischen Städten führt („vehicle miles traveled“): Je Meile Personenbeförderung entstehen durch die neunen Anbieter 2,8 Meilen zusätzlicher Verkehr. Auch Pooling führt zu mehr Verkehr, so der Autor: Je Meile Personenbeförderung entstehen unter Einbezug von Pooling-Diensten 2,6 Meilen zusätzlicher Verkehr.

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist, dass trotz zunehmender Verfügbarkeit von Ride-Hailing- und Pooling-Diensten der Besitz von Privat-Pkw ansteigt – in allen untersuchten Metropolregionen nahm der Pkw-Besitz stärker zu als das Bevölkerungswachstum. Abschließend zeigt die Studie, dass die Hauptzielgruppe von Ride-Hailing-Diensten junge (25-24Jahre), gebildete (min. Bachelor-Abschluss) und gut situierte Menschen (50.000 Haushaltseinkommen) sind – soziale Teilhabe werde durch die Dienste nicht ermöglicht, so der Autor.

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